
Ein kleiner Ferienausflug führte uns gestern nach Tübingen (schwäbisch Diebenga), einer hübschen Kleinstadt ca. 30 km südlich von Stuttgart – besonders bekannt als Universitätsstadt. In Tübingen leben rund 85.000 Menschen, 1/3 davon hat direkt mit der Universität zu tun.
Die Ansicht auf dem heutigen Foto hat man, wenn man auf einem Stocherkahn mitfährt. Dieses Privileg – bis vor 25 Jahren nur Studentenverbindungen vorbehalten – kann man sich heute günstig bei der örtlichen Touristinfo erkaufen und eine Stunde lang mitfahren, einmal den Neckar rauf und wieder runter.
Links vorne ockerfarben getüncht mit dem spitzen Türmchen:der Hölderlinturm, eines der Wahrzeichen Tübingens. Hölderlin lebte lange Jahre in Tübingen und starb auch hier.
1807 erwarb der Schreinermeister Ernst Friedrich Zimmer das Gebäude. Zimmer las Höderlins Werk „Hyperium“ und war begeistert. Er erfuhr, dass Hölderlin nebenan im Klinikum wegen „Geisteskrankheit“ behandelt wurde. Die Ärzte hatten Hölderlin bereits abgeschrieben, gaben ihm noch eine Lebenserwartung von max. drei Jahren, daher erlaubten sie, dass Zimmer ihn bei sich wohnen ließ. Aus den 3 wurden 36 Jahre, in denen der kranke Dichter – der während dieser Zeit auch weiterhin meist unter dem Pseudonym Scardanelli schrieb – im ersten Stock des Turmes ein bescheidenes Zimmer bewohnte.
Als Zimmer 1838 starb, pflegte seine Tochter Charlotte den kranken Hölderlin weiter.
Hälfte des Lebens
Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm’ ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.
Friedrich Hölderlin (1770- 1843)
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