Die ersten 10 000 Aufnahmen sind die schlechtesten. Helmut Newton

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Kloster Bebenhausen – Sommer- und Winter-Refektorium

Refektorien sind nichts anderes als Speisesäle. 1335 wurde nach einem Brand das Sommerrefektorium neu errichtet. Drei schlanke Achteckpfeiler tragen ein feines Sternengewölbe, Strebepfeiler stützen die Außenwände, viel Licht kann durch die hohen Maßwerkfenster eintreten, es entfaltet sich im Innern spätgotischen Eleganz.

Bis 1513 entstand aus dem Speisesaal der Laienmönche das beheizbares Winter-Refektorium, ein dank der hölzernen Tonnendecke sehr gemütlich wirkender Raum mit geschnitzten Balken. Die Heizanlage des Winter Refektoriums ist noch in Resten im Boden erhalten und kann besichtigt werden.

Kloster Bebenhausen – der Kreuzgang und ein wenig Geschichte

Im ausgehenden 13. Jahrhundert wurde bereits der Vorläufer des heutigen Kreuzgangs errichtet, der gut 200 Jahre später einen Neubau erfuhr und erst Anfang des 16. Jahrhunderts fertig gestellt wurde. Die Zisterziensermönche nutzten den Kreuzgang als Wandelgang, Prozessionsweg, Aufenthaltsraum und Ort der Meditation in einem; jeder Flügel hatte eine bestimmte Aufgaben, so wurde z.B. die allabendliche Lesung im Nordflügel vollzogen.

Pfalzgraf Rudolph von Tübingen gründete um 1183 das Zisterzienserkloster Bebenhausen, welches zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert seine Blütezeit erlebte und zu den reichsten Klöstern Württembergs gehörte. Nach der Reformation wurde ab 1556 eine evangelische Klosterschule eingerichtet. Diese bestand bis 1807, danach diente das ehemalige Kloster als Jagdschloss der Könige von Württemberg. Von 1947 bis 1952 wurde es Sitz des Landtags von Württemberg-Hohenzollern. Seit 1975 steht die gesamte Klosteranlage unter Denkmalschutz. Das letzte württembergische Königspaar, Wilhelm II. und Herzogin Charlotte, lebte in einem Teil des Klosters bis zum Tode 1921 bzw. 1946 .

🐸 FRANJO 🐸 reist zum Kloster und Schloß Bebenhausen 🏰

Im südlichen Stuttgarter Umland – mitten im Schönbuch, dem ersten Naturpark in Baden-Württemberg – liegt ganz malerisch auf einer Waldlichtung das Kloster und Schloss Bebenhausen, heute Ortsteil von Tübingen.

Sehr sehenswert sind der sehr gut erhaltene Kreuzgang, das prunkvolle gotische Sommerrefektorium, die Klosterkirche mit ihrer ungewöhnlich farbenfrohen Renaissance-Kanzel und die Klausur. Bebenhausen ist eine der bedeutendsten spätgotischen Anlagen in Süddeutschland.

Geschichtlich tritt dieser Ort außerdem in der Nachkriegszeit in den Mittelpunkt, da hier nach dem 2. Weltkrieg von 1947 bis 1952 der Sitz des Landtags von Württemberg-Hohenzollern war und die Abgeordneten sogar zeitweise im Kloster lebten.

… und JA! Franjo hat nen neuen Kumpel: 🦔 Hedgie, der Igel 🦔

Vom kleinen Muck und vielen Blumen


Noch einmal nach Tübingen. Wie auf dem Foto zu sehen, lebte Wilhelm Hauff (1802 – 1827) in Tübingen. Er war ein Hauptvertreter der Schwäbischen Dichterschule, berühmt für seine elegant erzählenden Märchen und seinen Roman „Lichtenstein“.

Nach dem Tode seines Vaters, der als Regierungssekretär in Stuttgart arbeitete, zog seine Mutter 1809 mit den vier Kindern zu ihrem Vater nach Tübingen. Wilhelm wohnte von 1809 – 1817 und als Student zwischen 1821 und 1824 in der Schottei über dem nach seinem Wirt, Herrn Schott, benannten Lokal. Heute befindet sich in dem mit Sprossenfenstern und Fensterläden typischen Tübinger Haus ein Naturkostladen. Auf Tübingens Österberg ist die Hauffstraße nach ihm benannt.

Hauff studierte von 1820 bis 1824 als Stipendiat des Evangelischen Stifts an der Universität Tübingen Theologie und promovierte dort zum Dr. phil. Er war Mitglied der Burschenschaft Germania Tübingen, einer schlagenden Verbindung.

Hauff starb mit 25 Jahren an den Folgen einer Thypuserkrankung. Sein Grab befindet sich auf dem Hoppenlau-Friedhof Stuttgart.

Wenn ich an Wilhelm Hauff denke, denke ich an das Märchen vom Kleinen Muck. Oft und gerne habe ich die DDR-Verfilmung angeschaut und sehe heute noch den Kleinen Muck mit seinen flinken Schuhen um den Brunnen laufen.

Das Märchen kann man hier in einer LibriVox-Aufnahme kostenfrei anhören.

 

Noch etwas: Tübingen ist voller Blumen! Über die gesamte Stadt sind – wie auch auf meinem Foto vom Hauffschen Wohnhaus zu sehen – 260 buntbepflanzte Blumenkästen und 30 Ampeln an Brücken, Geländern und Laternenmasten verteilt.

Hier eine Liste der Blumen, die dieses Jahr in Kästen und Ampeln angepflanzt wurden.

Eine Stocherkahnfahrt



Ein Stocherkahn ist ein Flachboot, das mit einer Holzstange vom Grund des Gewässers abgestoßen wird. So einfach ist das und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt. 😉

„Stochern“ ist wohl die weltweit häufigste Art, sich und verschiedene Lasten in flachen Gewässern fortzubewegen, es braucht nur ein Boot und eine Stange. In Europa mitten durch eine Stadt „gestochert zu werden“ ist äußerst selten: Außer in Tübingen kann man dies noch in Cambridge und Oxford erleben. Durch den Spreewald stochert man natürlich auch, dennoch ist Tübingen die einzige Stadt Deutschlands, in der dies möglich ist. (Weltenbummler könnten noch nach Christchurch in Neuseeland fliegen, um dieses kleine Abenteuer zu erleben.)

Vorsicht Fauxpas-Gefahr!: Niemals „O sole mio! auf einem Stocherkahn singen!!! Der Unterschied zwischen einer Venezischen Gondel und einem Stocherkahn ist gewaltig. Gondeln sind asymmetrisch gebaut, haben Vortrieb und Steuerung. Stocherkähne sind einfache, symmetrisch gebaute Kähne. Und den Unterschied zu einem venezianischen Gondoliere macht unser Stocherkahnfahrer direkt mal klar: „Ich stochere, der rudert.“ So!

1905 machte der Bau eines Brückenwehrs den Neckar in Tübingen befahrbar. Die ersten Studentenverbindungen legten sich Stocherkähne zu und verbrachten auf ihnen und mit ihnen ihre Freizeit. Noch heute findet jährlich im Frühsommer ein großes Stocherkahnrennen statt, dessen Verliererboot hart bestraft wird: Jeder der Mitfahrer muss einen halben Liter Lebertran auf ex trinken. Brrrr! Die Gewinner bekommen Freibier und Spanferkel.

Vor 25 Jahren wurde das Privileg der Stundentenverbindungen aufgehoben und auch Vereine oder Privatpersonen durften sich mit eigenen Booten stochernd auf dem Neckar in Tübingen fortbewegen. Die mit 7 € für Erwachsene und 3,50 € für Kinder erschwingliche Fahrt (einfach hier online über die Touristinfo der Stadt Tübingen buchbar) dauert 1 Stunde und führt ab dem Hölderlinturm unter schattigen Bäumen einmal den Neckar einige hundert Meter hinauf und wieder hinab.

Unser Kahnfahrer erzählte uns während der Fahrt kleine Anekdoten aus der Geschichte der Stadt und der Stocherkahnfahrt. Und er hatte SELBSTVERSTÄNDICH schon einmal das Stocherkahnrennen mit seiner Mannschaft gewonnen. 😜 Kaum hatte er diesen Satz und die dazugehörige kleine Geschichte zu Ende erzählt, kam uns ein Stocherkahn entgegen, dessen Kahnfahrer SELBSTVERSTÄNDLICH schon einmal das Stocherkahnrennen gewonnen hat … 😂

 

Die astronomische Uhr am Rathaus Tübingen

Auf dem Tübinger Marktplatz finden wir das Historische Rathaus, damals als Markt- und Gerichtsgebäude errichtet aus dem Jahr 1435. 

Johannes Stöffler (1452-1531), Mathematik- und Astronomieprofessor begann mit dem Bau der Astronomischen Uhr, als die meisten Menschen noch dachten, alle Planeten drehten sich um die Erde. Trotz des immensen Drucks der Kirche schaffte er es, mit einer Handvoll Zahnrädern und ein paar Zeigern eine Uhr zu bauen, die die Himmelsmechanik perfekt darstellte.
Der Mondzeiger braucht für eine Umdrehung 27 Tage, 7 Stunden und 45 Minuten – genauso lang wie der Mond für eine Erdumdrehung benötigt. Der Sonnenzeiger braucht 365 Tage für eine Umdrehung – so lang, wie die Erde für eine Runde um die Sonne benötigt. Der dritte und langsamste ist der Drachenzeiger; für eine Umdrehung braucht er 18 Jahren und 216 Tagen gegen den Uhrzeigersinn. Er stellt die Schnittstelle von Erd- und Mondumlaufbahn dar, die sich einmal in 18,6 Jahren im Kreis dreht, die entscheidend für Sonnen- und Mondfinsternisse ist. Liegen alle drei Zeiger genau übereinander, befinden sich Sonne, Mond und Erde genau auf einer Linie. An der Richtung der einzelnen Zeiger kann man ablesen, ob es eine Sonnen- oder Mondfinsternis gibt. Zeigen Mond- und Sonnenzeiger in die gleiche Richtung, ist es eine Sonnenfinsternis. Zeigen Mond- und Sonnenzeiger in entgegengesetzte Richtungen, ist es eine Mondfinsternis. 

Momentan stehen alle drei Zeiger sehr nah beieinander, da es Anfang September in Südostasien eine – bei uns nicht sichtbare – Sonnenfinsternis geben wird. 
Die Tübinger Rathausuhr läuft seit knapp über 500 Jahren so exakt, dass sie nur alle 40 Jahre minimal korrigiert werden muss.

 

Hölderlin in Tübingen 

 

Ein kleiner Ferienausflug führte uns gestern nach Tübingen (schwäbisch Diebenga), einer hübschen Kleinstadt ca. 30 km südlich von Stuttgart – besonders bekannt als Universitätsstadt. In Tübingen leben rund 85.000 Menschen, 1/3 davon hat direkt mit der Universität zu tun.

Die Ansicht auf dem heutigen Foto hat man, wenn man auf einem Stocherkahn mitfährt. Dieses Privileg – bis vor 25 Jahren nur Studentenverbindungen vorbehalten – kann man sich heute günstig bei der örtlichen Touristinfo erkaufen und eine Stunde lang mitfahren, einmal den Neckar rauf und wieder runter.

Links vorne ockerfarben getüncht mit dem spitzen Türmchen:der Hölderlinturm, eines der Wahrzeichen Tübingens. Hölderlin lebte lange Jahre in Tübingen und starb auch hier.

1807 erwarb der Schreinermeister Ernst Friedrich Zimmer das Gebäude. Zimmer las Höderlins Werk „Hyperium“ und war begeistert. Er erfuhr, dass Hölderlin nebenan im Klinikum wegen „Geisteskrankheit“ behandelt wurde. Die Ärzte hatten Hölderlin bereits abgeschrieben, gaben ihm noch eine Lebenserwartung von max. drei Jahren, daher erlaubten sie, dass Zimmer ihn bei sich wohnen ließ. Aus den 3 wurden 36 Jahre, in denen der kranke Dichter – der während dieser Zeit auch weiterhin meist unter dem Pseudonym Scardanelli schrieb – im ersten Stock des Turmes ein bescheidenes Zimmer bewohnte.

Als Zimmer 1838 starb, pflegte seine Tochter Charlotte den kranken Hölderlin weiter.

 

Hälfte des Lebens

Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm’ ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.

Friedrich Hölderlin (1770- 1843)

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