Mein 2017 war: sonnenuntergangsgolden
… am Abend auf der Moldau:
die Prager Burg
Diesen breit lächelnden mannshohen Kleinen Maulwurf, die Tschechen nennen ihn Krtek, fanden wir in einen riesigen Spielzeugladen in Prag. Wer kennt ihn noch?
Schönen Sonntag!
Im Burgkomplex liegt der Besuchermagnet „Goldenes Gässchen“. Warum dieses Gässchen so beliebt ist? In Haus Nr. 22 lebte und schrieb zwischen 1916 und 1917 Franz Kafka, der berühmte Sohn der Stadt.
Seinen Namen hat das Gässchen allerdings davon, dass hier unter Kaiser Rudolf II. Alchimisten arbeiteten, um für ihn künstliches Gold und den Stein der Weisen zu erzeugen. Im 16. Jh. wurden die 11 kleinen Häuser als Unterkünfte der Burgwachen des Königs gebaut, später von Goldschmieden bezogen. Im 19. Jahrhundert war das Goldene Gässchen sehr heruntergekommen; es siedelten sich nur mehr arme Leute dort an.
So lebte in Haus Nr. 14 die Wahrsagerin Madame de Thebes.
Bild am Haus der Madame de Thebes
Die Hellseherin sagte mit ihren Karten die Zukunft voraus, so auch gegen Ende des Zweiten Weltkriegs einem Gestapo-Offizier den bevorstehenden Tod Hitlers und den Untergang des Dritten Reiches. Daraufhin wurde sie von der Gestapo ermordet.
Heute ist das hübsche Gässchen unbewohnt, in den kleinen Häuschen findet man Souvenirläden, Ausstellungsräume und Cafés.
Auf dem vom Dritten Burghof abgehenden Georgsplatz befindet sich die St.-Georgs-Basilika aus der Zeit um 915. Sie ist eines der bedeutendsten romanischen Gebäude von Prag und der älteste Teil des Burgkomplexes, weit vor der Kathedrale erbaut. Nach mehreren Bränden stammt die heute sichtbare Fassade aus dem Jahr 1670.
Vom Chor der St.-Georgs-Basilika aus sieht man in die Ludmila-Kapelle, in der seit dem 14. Jahrhundert die Reliquien der heiligen Ludmila, Großmutter des Heiligen Wenzel (der auf dem Pferd auf dem Wenzelsplatz) und „Mutter des böhmischen Volkes“ aufbewahrt.
Die Basilika ist sehr gut erhalten und man findet hier eine umfangreiche Sammlung von Skulpturen, Gemälden, Fresken und Schnitzkunst. Heute wird sie als Konzerthalle genutzt.
Bei meiner Planung der Tage in Prag war gleich klar, dass die Prager Burg ihrem großen geschichtlichen und architektonischen Hintergrund eine Herausforderung wird. Nun kann man sich einer Führung mit anderen 20 Leuten anschließen, die alle durch die Gebäude schieben und man irgendwie doch nichts von dem versteht, was der/die Führer/in sagt. Seit letztem Jahr gibt es am Eingang zur Burganlage Sicherheitskontrollen und die Schlangen sollen laaaang sein. Öffentliche Führungen beginnen um 10 oder um 12, dann stehen an den Sicherheitskontrollen sicherlich viele!!! Leute an und aus den angekündigten 3 Stunden Führung werden ganz schnell nur noch 1 1/2.
Ich habe also ne Runde gegoogelt und für ein paar Euro mehr einen netten Kontakt zu einem Büro gefunden, das private Stadtführungen anbietet. Schnell waren wir uns einig und so stand am Morgen 08:00 Uhr Jan, eine freundlicher Prager in den Fünfzigern vor unserem Haus und uns für 4 Stunden zur Verfügung. Die Empfehlung lautete von vornherein, früh zu starten, um den Menschenmassen aus dem Weg zu gehen. Kein Problem, Langschläfer sind wir nicht. Jan hatte die Eintrittskarten für die Prager Burg und auch die von mir bei ihm bestellten Fahrkarten für sämtliche öffentliche Verkehrsmittel für unsere Tage in Prag gleich mit dabei. Toller Service! Wir fuhren mit der Straßenbahn auf die Kleinseite in den dortigen Stadtteil Hradschin hoch zur Burg und waren direkt nach 5 Minuten Anstehen auf dem Gelände.
Unsere Führung mit Jan begann auf dem Ehrenhof der Prager Burg. Wir erfuhren viel über die lange, wechselvollen Geschichte der Burg als Königssitz, Schauplatz des Zweiten Prager Fenstersturzes 1618 und heute Sitz des Tschechischen Staatspräsidenten. Die Burg blickt auf eine über 1000jährige Geschichte zurück. Die auf dem Burggelände stehende St.-Georgs-Basilika war hier das erste Gebäude und stammt aus dem Jahre 921.
Durch den zweiten Burghof mit der Basilika des Heiligen Kreuzes gelangen wir in den dritten Burghof und dort zum Highlight der Burganlage, dem St.-Veits-Dom. Schwierig, die direkte Ansicht als ganzes aufs Foto zu bekommen. Die Gebäudemauer hin zum Zweiten Burghof steht nur wenige Meter entfernt, die Kamera liegt auf dem Boden … ich dann fast auch … 😉
Ein paar Tage sind wir in den Pfingstferien unterwegs. Diesmal geht es nach Prag, das ist gut erreichbar (auf dem Hin- und Rückweg arbeiten wir jeweils einen Termin an, so können wir das gut verbinden), von uns fast genau 500 km entfernt und wirklich, wirklich eine Reise wert … eher mehr als eine!
Die Stadt empfängt uns mit strahlend blauem Himmel mit Sommerwetter und hat so gar keine Mühe, das beizubehalten. Klasse! So ein Städtetrip macht bei 25 Grad und Sonne auch deutlich mehr Spaß, als wenn´s regnet.
Im Bezirk 3 Prag Zizkov, 300 m unterhalb des Prager Fernsehturms, den man von überall sieht, hatte ich über wimdu eine tolle Wohnung im 5. Stock eines dieser wunderbar alten großen Stadthäuser gemietet. Die Dame der Vermietung ist zur Stelle, zeigt uns alles und bringt mit uns unser Auto in eine Parkgarage. Dann spazieren wir – nach der langen Autofahrt tut etwas Bewegung Not – ca. 25 min in die Stadt zum Wenzelsplatz, vorbei am Nationalmuseum, an der Statue des Hl. Wenzel hinunter Richtung Altstadt. Geht man den riesigen Wenzelsplatz hinunter Richtung Altstädter Ring, kommt man im unteren Drittel links zur Passage „U Styblu“. Geht man nun 110 Schritte hindurch, steht man plötzlich vor großen schön verzierten Metalltoren, die in den hübschen kleinen Franziskanergarten führen, ehemals der Klostergarten der Karmeliter und Franziskaner, in dem sie Kräuter züchteten. Auf einmal ist’s ganz leise, die brodelnde Stadt – nur wenige Schritte entfernt – verschwindet von hier. Bequeme Bänke unter Rosenranken, inmitten von Eibenhecken, Springbrunnen, Obstbäumen, Kräuterbeeten und Kunstobjekten laden zum Ausruhen ein. Herrlich!
Wir gehen irgendwann weiter einmal ums Eck ins Lokal „U Pinkasu„. Ich hatte bereits von zu Hause aus hier einen Tisch reserviert und wir nahmen im Biergarten Platz. Biergarten kann man nun gar nicht so sagen, denn der Außenbereich des Lokals befindet sich direkt zwischen der Hauswand des Lokals und der angrenzenden Kirche Maria Schnee. An der Stelle stünde eigentlich das nicht vollendete nördliche Kirchenschiff der Kirche. Wunderbar sitzt es sich hier neben der gotischen Pracht!
1843 wurde im U Pinkasu das erste Pilsner Bier ausgeschenkt, natürlich trinken wir ein großes Glas Pilsner Urquell und essen dazu deftige Würstel mit Senf und Meerrettich.
Wir spazieren einfach der Nase nach weiter einmal über den Altstädter Ring, am Rathaus vorbei wieder Richtung unserer Wohnung und gönnen uns noch eine ruhige Stunde und einen wunderschönen goldenen Sonnenuntergang.