Familienbande in Holz und Gold … der Hutz-Altar im Chorraum des Ulmer Münsters
Im Chorraum des Ulmer Münsters steht der Hutz-Altar, geschaffen von Martin Schaffner und 1512 gestiftet von Laux Hutz, Mitglied einer der reichsten Ulmer Kaufmannsfamilien dieser Zeit.
Im Schrein sind die Mitglieder der Heiligen Familie zu sehen: Maria mit dem Jesuskind und ihr gegenüber ihre Mutter Anna. An den Fingerspitzen berühren sich die Generationen, ein Symbol für den Alten und den Neuen Bund Gottes. Aber wer sind die Herren im Hintergrund?
Hinter Maria mit dem Kind schützend ihr Vater Joachim; daneben, mit betenden Händen ihr Mann Joseph und wer sind die anderen beiden, die da geschäftig diskutieren? Das sind Annas geschiedene Ehemänner. Nicht schlecht, dieses Familienporträt, oder?!
Noch etwas geschichtliches zum Bildersturm:
An der Stelle des heutigen Hutz-Altars stand früher ein von Jörg Syrlin geschaffener und vollkommen zum Chorgstühl passender Altar, welcher im Bildersturm zerstört wurde. Auch der Hutz-Altar fiel dem Bildersturm fast zum Opfer, wurde nur gerettet, weil er von seinem Stifter aus der Kirche geholt und zu Hause verwahrt wurde. Wie kam es dazu?
Der Bau des Ulmer Münsters dauerte länger als 500 Jahre. Bis heute hat es nicht nur den höchsten Kirchturm der Welt, sondern ist auch eine der größten evangelischen Kirchen Deutschlands. Im Jahr der Erbauung kannte noch niemand Martin Luther oder hatte von Reformation gehört. In deren Zusammenhang kam es 1531 zum sog. Ulmer Bildersturm, dem 60 Altäre und viele bedeutende Kunstwerke im Münster zum Opfer fielen. Zuvor hatte der Rat der Stadt den Besitzern der Altäre und Kunstgegenstände seine Absicht mitgeteilt, sodass diese teilweise ihren Besitz in Sicherheit bringen konnten. Übrige Altäre lagerte die Stadt in ihr Magazin ein; einige sind heute in Dorfkirchen der Umgebung aufgestellt, z.B. in Scharenstetten.
Am 16. Juli 1531 wurde das Ulmer Münster evangelisch und damit wurde dort zum ersten Mal auf Deutsch gepredigt.