Die ersten 10 000 Aufnahmen sind die schlechtesten. Helmut Newton

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Die Schwestern Kirschbaum

Die Schwestern Therese, Jette und Sally Kirschbaum führten in der Kapellenstraße Laupheim einen kleinen Gemischtwarenhandel. Als 1939 die Dörfer und Städte „judenrein“ gemacht und alle noch in Laupheim lebenden Juden an den Stadtrand in Baracken in der Wendelinsgrube verbracht wurden, ging es bald auch den Schwestern so. Der Winter 1940/41 war sehr kalt und die Baracken, die zum großen Teil weder über Strom, fließendes Wasser noch über gute Möglichkeiten, diese zu beheizen, verfügten waren eisig und zugig.

Wie auf den Grabsteinen der Schwestern zu sehen, starben sie an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Sie wählten den Freitod. Eine wirklich tragisches Ende einer Familie. Eines von so vielen.

Man sieht an der Grablegung noch eine Tradition im Jüdischen Glauben: Zur Familie gehörende Verstorbene werden links neben dem zuerst Verstorbenen beerdigt.

 

 

Plötzlich und unerwartet …

Auf dem Jüdischen Friedhof Laupheim stehen viele Grabsteine, die sehr kunstvoll, formenreich und in handwerklicher Perfektion hergestellt worden sind. Rosenranken, aufgesetzte Pokale, Kronen, ringsum laufende Akanthusdekore, auch kubische Formen des Bauhausstils sind zu finden. Einige Grabsteine gleichen dicken Säulen, die am oberen Ende mit massiver Gewalt abgebrochen zu sein scheinen. Hier war jedoch niemand zerstörerisch unterwegs – die Stelen wurden bereits so gefertigt und stehen auf Gräbern von Menschen, die unvorhersehbar, wie man heute sagt „plötzlich und unerwartet“ durch z.B. einen Unfall aus dem Leben gerissen wurden. Ein sehr passendes Sinnbild finde ich.

 

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